Literaturempfehlungen
Ludwig Christian Bamberg, Der Goslarer Dom. Die Stiftskirche Kaiser Heinrichs III. – Kunst im Kontext, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2022, 204 S. ISBN 978-3-7395-1362-1
Das Verschwinden des Goslarer Doms im 19. Jahrhundert aus dem Stadtbild direkt vor der Kaiserpfalz gehört zu den bis heute schmerzlich empfundenen Verlusten. Der Standort, der im Augenblick durch einen großen Besucherparkplatz ersetzt ist, macht das überdeutlich. Nun schließt der sehr sorgfältig recherchierte Forschungsband eine literarische Lücke.
Dr. Ludwig Bamberg geht der Baugeschichte der bedeutsamen kaiserlichen Stiftskirche von ihrem geistlichen Ursprung dem der Memorien-Stiftung her an. Es werden die baulichen Vorbilder für Choranlage und Westwerk diskutiert, die Domvorhalle in ihrer Besonderheit als Hauptzugang von der Stadtseite im Norden her und schließlich auch die Ausgestaltung des Inneren. Beim Innenraum sind besonders erwähnenswert der Ort und die Aufstellung des Stiftergrabes sowie die Nachrichten über die ursprüngliche Krypta, die einzige im Stadtgebiet.
Auf 20 Seiten geht es schließlich um die bewahrte Erinnerung an das Bauwerk. Das Buch liest sich flüssig, unterstützt durch reichhaltige Bebilderung. U. Schmalstieg (Januar 2023)
Zukunftsvisionen. Zur Fenstergestaltung des Christus-Pavillons im Kloster Volkenroda, Jonas Verlag als Imprint von arts + science Weimar Gmbh 2021, 144 S. ISBN 978-3-89445-588-0
Der ökumenische Christus-Pavillon der EXPO 2000 in Hannover wurde von gmp Architekten unter dem Motto „Mensch, Natur und Technik“ geplant und realisiert. Der Pavillon wurde im Jahre 2001 auf das Gelände des Zisterzienserklosters Volkenroda in Thüringen versetzt und dort 2001 eingeweiht. Witterungsbedingt sind in den vergangenen 20 Jahren zahlreiche der Fenstervitrinen des Kreuzganges schadhaft geworden und die Materialien durch Umwelteinflüsse angegriffen. Auch hat sich das Verhältnis des Menschen zur Natur und Technik stark gewandelt. Die Natur ist seit der EXPO 2000 zum globalen Schlüsselthema geworden.
Die geplante Neugestaltung der Fenster im Kreuzgang des Christus-Pavillons wurde zum Anlass für eine Kooperation zwischen dem EKD Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart Marburg, der Bauhaus-Universität Weimar und der Jesus-Bruderschaft e.V. als Betreiber des Christus-Pavillons. Sie entwickelten für Studierende der Theologie, Architektur und Kunst ein interdisziplinäres Projektangebot, das die Entwicklung von zukunftsweisenden Ideen für die Glasvitrinen zum Ziel hatte, die sich inhaltlich mit den Herausforderungen der Gegenwart und dem veränderten Verhältnis von Mensch, Natur und Technik auseinandersetzen.
Das Buch „Zukunftsvisionen _ Zur Fenstergestaltung des Christus-Pavillons im Kloster Volkenroda“ dokumentiert die Ergebnisse und den Prozess dieses fruchtbaren Austausches. Es soll dazu beitragen, dass der Christus-Pavillon, der für die EXPO 2000 konzipiert war, auch im Jahr 2021 und darüber hinaus an seinem neuen Standort im Kloster Volkenroda zu einem Ort des lebendigen Austausches über Gegenwartsfragen wird und zwar mit der Generation, die sich anschickt, über das zukünftige Verständnis des Menschen, der Natur und der Grenzen der Technik zu entscheiden. Werbetext aus der Buchankündigung (Januar 2023)
Peter Fassl, Sieben Wegkapellen. Architektonische Landmarken an den Radwegen im Schwäbischen Donautal, Kunstverlag Josef Fink 2022, 72 S. (Format kl. Kunstführer) ISBN 978-3-95976-392-9
Es gehört zu den besonderen Umständen, wenn sich Kunst sozusagen im freien Raum ereignen kann. Der Holzhändler Siegfried Denzel hat mit seiner Frau eine Stiftung errichtet, die in der Ausgestaltung den Bau und den Unterhalt von 7 Kapellen im schwäbischen Raum ermöglicht. Der Bezirksheimatpfleger Peter Vogl hat daran seinen großen Anteil. Er ist zugleich der Autor des kleinen gut ausgestatteten Heftes.
In enger Absprache mit ihm schufen 7 Architekten sieben Wegekapellen, die in Holz errichtet werden sollten und zugleich ein christliches Symbol aufweisen sollten, das sie in unseren abendländisch geprägten Kulturraum hineinstellt. Es sind: Hans Engel (Augsburg), Wilhelm Huber (Betzigau), John Pawson (London), Franz Lattke (Augsburg), Alen Jasarevic (Mering), Prof. Volker Staab (Berlin) und Prof. Christoph Mäckler (Frankfurt a. M.).
Die Vorstellung der einzelnen Kapellen in Bild und Aufriss(en) macht als Ergebnis dieser Initiative die hohe Qualität und kreative Vielfalt von Holzarchitektur sichtbar. Eine neue Interpretation des traditionellen Typs einer Wegkapelle. Es lohnt, die Orte in Natura aufzusuchen und zu erleben. Mich fasziniert besonders, dass so neben den bekannten Skulpturenwegen (etwa Liebenburg-Salzgitter oder Lamspringe) ein „Kapellenweg“ entstanden ist, der neuartige Wergmarken und diese auch in ausdrücklich jüdisch-christlicher Tradition vorweist. Ulrich Schmalstieg (Januar 2023)
Kurt-Peter Gertz, Gott in der modernen Kunst, B. Kühlen Verlag 2022, 210 S. geb.
„Nah der Trilogie zu den Hochfesten des christlichen Kirchenjahres (…) soll mit dieser Publikation Ursprung und Ziel des christlichen Glaubens bzw. einer allgemeinen religiösen Überzeugung in Darstellungen der modernen Kunst vorgestellt werden.“ „Darstellungen Gottes sind in der Kunst der letzten ca. 100 Jahre selten. 30 Bildbeispiele habe ich ausgewählt. Davon werden 20 ausführlich behandelt, 10 in kürzeren Analysen bzw. Fragen vorgestellt.“ So der Autor über das Buch.
Die Auswahl traf er nach den Prinzipien, die Begriffe Gott, Schöpfer oder Vater kommen in den Titeln der Künstler vor, oder der den Kunstwerken zugrunde liegende Bibeltext schaffe eine direkte Verbindung zum Thema Gott. Trotz der subjektiven Auswahl wird aber eine gewisse Vielfalt von Künstlerpersönlichkeiten und Werken erreicht, sowohl was die Materialität und Aussageabsicht und unterschiedlichen Intentionen angeht. Der Bogen reicht von Auguste Rodins Marmorarbeit „Hand Gottes“ von 1896/98 bis hin zu James Rizzis Glasfenster „Father and son“ von 2016 in der Kreuzeskirche Essen. Dem Autor, Pfarrer i. R. Gertz ist es gelungen, durch Hintergrunderhellung zu den Künstlern, das wache Interesse der Leser und Betrachter zu wecken.
Die komplette Reihe sei dem kunstinteressierten Zeitgenossen ebenso wärmstens empfohlen wie den Theologen, die hier auf einfache Weise in die Wahrnehmung zeitgenössischer und klassischer Kunst eintreten können. Die aufgezeigte Bandbreite ist äußerst erfrischend und sprengt in jedem Fall festgefahrene Sehgewohnheiten. Ulrich Schmalstieg (Januar 2023)
Ebenso vom gleichen Autor:
- Weihnachten in der modernen Kunst, B. Kühlen Verlag 2015, 176 S. geb.
- Ostern in der modernen Kunst, B. Kühlen Verlag 2017, 204 S. geb.
- Pfingsten in der modernen Kunst, B. Kühlen Verlag 2019, 155 S. geb.
Rainer Gottlieb Mordmüller, Kreuzweg, St. Marien Braunschweig-Querum 2021, 84 S. geb.
Die Pfarrei St. Marien in Braunschweig-Querum hat mit Begleitung der Bauabteilung der Diözese Hildesheim eine umfangreiche Sanierung und Umgestaltung ihrer Kirche vorgenommen, die in der Altarweihe am 1. Dezember 2018 ihren Abschluss fand. Der lange Vorlauf mit intensiven Kontakten zur chilenischen Künstlerin Lilian Moréno Sánchez hat zu bemerkenswerten Ergebnissen geführt. Im Februar 2020 kam ein weiterer künstlerischer Impuls durch den Bremer Maler und Grafiker R. M. Mordmüller. Passend zur Fastenzeit machte sein Kreuzwegzyklus in Kohle auf Bütten hier Station.
Dieser Kreuzweg, der auf Impulse eines venzinaischen Bilderzyklus von Giovanni Domenico Tiepolo zurückgeht, dürfte aufgrund seiner Qualität in Kirchenräumen eine außerordentliche Rarität von hohem Ausdruck darstellen. In der ursprünglichen Planung sollte er noch in weiteren Kirchen gezeigt und meditiert werden. Wer konnte damals ahnen, dass die Corona-Pandemie im selben Jahr alles gottesdienstliche Leben in den Kirchenräumen lahmlegen würde. Dieser Umstand, der die stille Andacht der Gläubigen in den offengehaltenen Kirchenräumen förderte, gab dem Kreuzweg ein besonders Gewicht. Der kunstsinnige Gemeindepfarrer Bernward Mnich gestaltete in diesen Wochen im Internet abrufbare kleine Andachten mit geistlicher Erschließung der Bildszenen und musikalischer Ausdeutung.
Im Laufe des Jahres wurde der Wunsch der Gemeindemitglieder laut, diesen Kreuzweg behalten zu dürfen. So kam es zum Erwerb und schließlich zu dieser Publikation, die alles nachlesbar macht. Im Vordergrund steht zunächst jedes einzelne Bild mit ganzseitiger Wiedergabe, daran schließen sich die Meditationen und Gebete an. Der Band wird abgerundet durch Ausführungen des Künstlers zur Entstehung der Bilder, eine Würdigung durch seinen Künstlerfreund Prof. Gerd Winner und schließlich durch zwei Artikel von Freunden des Künstlers. Für preiswerte 15,- € im Pfarramt in Querum erhältlich! Ulrich Schmalstieg (Januar 2023)
Holger Brülls, Thomas Kzio. Neue Arbeiten im architektonischen Raum. Projekte und Entwürfe der Jahre 2010 bis 2015. Mit einem Vorwort von Barbara Schock-Werner, (Hrsg. u. Verlag) Landesheimatbund Schsen-Anhalt e.V. Halle 2016, 71 S. geb.
Holgr Brülls, seit 1991 Konservator am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen -Anhalt stellt in kompakter Form 13 Projekte künstlerischer Verglasungen in Mitteldeutschland vor, darunter ein Projekt aus Hannover. Brülls fügt dazu ein Einführungskapitle über die Besonderheiten der Glasmalerei und die Stellung der Werke Kuzios im gegenwärigen Kunstschaffen, sowie ein Werkverzeichnis von 1990 – 2016.
Der dreiundsechzigjährige Kuzio stammt gebürtig aus Altentreptow. 1989 machte er den Abschluss des Studiums als Dipl. Glasgestalter und übersiedelte anschließend von Halle nach Sommersdorf am Kumerower See, wo er ein eigenes Atelier einrichtete. Seine Arbeitsschwerpunkte sind freie Malerei, monumentale Glasmalerei im Architekturkontext sowie freie Glasmalerei. Derzeit arbeitet Kuzio an Entwürfen zur Verglasung der Nordseite des Ulmer Münsters.
Hrsg. Reinhard Lambert Auer u. Ernst-Wilhelm Gohl, Und Friede auf Erden… Das neue Friedensfenster im Ulmer Münster (Thomas Kuzio), Ulm 2018, 80 S. geb.
Der Bau und die Unterhaltung des Ulmer Münsters mit dem höchsten Kirchturm der Welt war und ist der Ulmer Bürgerschaft zu verdanken. In der jüngeren Geschichte kommt dabei dem Münsterbauverein Ulm eine zentrale Rolle zu. 1925 waren es wieder die Bürger, die den Münsterbauverein gründeten. Nach dem zweiten Weltkrieg war der Verein maßgeblich an der Beseitigung der Kriegsschäden beteiligt. Neben dem Ersatz von fünf Glocken, dem Umbau bzw. der Neubeschaffung von vier Orgeln, ermöglichte er die Restaurierung und Neubeschaffung von zwölf Fenstern. Das Friedensfenster von Thomass Kuzio, das hier vorgestellt wird, ist eine Stiftung zum Gedenken an Dr. Wolfgang Eychmüller.
Anlässlich seines Todes im September 2013 haben viele, die ihm verbunden waren, eine Spende an den Münsterbauverein gemacht. Mit dem Friedensfenster wurde die letzte Fensteröffnung der Südseite durch Buntverglasung geschlossen. Angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen, da schamlos gelogen wird, gegenseitiger Respekt sinkt, Neid und Hass, Verunsicherung und Angst aber zunehmen, bezieht man sich auf das Wort des ehem. Bundespräsidenten Johannes Rau „Versöhnen statt spalten“. Auch von der Aufgabenstellung, eine Brücke zu schlagen zwischen dem gegenständlichen Freiheitsfenster von Hans Gottfried von Stockhausen und dem Weltvollendungsfenster von Johannes Schreiter, war die Aufgabe Programm: Frieden.
In Wort und Bild wird der Leser mitgenommen auf die Reise von der Findung aus den sechs Entwürfen verschiedener Künstler bis zur Dokumentation der Ansprache des Künstlers Thomas Kuzio zur Einweihung.
Es lohnt nach dieser Lektüre ein Besuch in Ulm, um vor Ort das Geschehen zu verfolgen. Die Verglasung der Nordseite hat inzwischen bereits begonnen. Ulrich Schmalstieg (Januar 2023)