Kunstwerk des Monats - Februar 2018

Im Jahr 2015 war das Hungertuch während der Fastenzeit in der Kirche St. Benno in Goslar-Jürgenohl aufgehängt.

„Fastenlappen“

von Pater Meinrad Dufner OSB/ Münsterschwarzach
Temporäre Installation zur Fastenzeit
(Hier 2009 in der Abteikirche Königsmünster, Meschede)
600 x 600 cm

„Der Abstinenz im Essen, Trinken, Reden ein Fasten der Augen hinzufügen. Das Gold, der Glanz wird verhangen, das Leidenstuch wird aufgezogen.

Das Schweißtuch könnte es sein, oder ein viel gebrauchtes Handtuch, wo schon mancher vermeintlich unschuldig sich abtrocknete, oder ein Putzlappen, schwarz, dunkel, sogar mit einer Blutsträhne, die sich über das Ganze zieht. Es sammelt sich im Tuch allerhand Dreck, alles, was die Druckerschwärze als Zeitungssensation und Hiobsbotschaft täglich ins Haus bringt. Ich mute Ihnen dieses Schwarz zu, bis hin, dass es die eigenen Schatten und Untiefen projizieren will. Aber – aus all dem schält sich Licht, Weiß, und seine Zeichnung ergibt ein Bild: das Antlitz eines Stillen, der sich hat aufladen lassen Kreuz auf Kreuz auf Kreuz auf Kreuz. Die Königskrone ist zur Kreuzkrone, zur Dornenkrone mutiert.

Wessen Kreuze sind das?

Die unseren hat er sich aufladen lassen. Das meiner Einsamkeit, das der Krankheit, das meiner Sucht, das unseres Streites und der Feindschaften, das der Verlassenheit, das der Kriege, der Flüchtlinge, der Choleraepidemie, der Kindersoldaten, der Vergewaltigten, der Gefolterten, der, der, der, und all das Meinige dazu. Ein Friedhof an Lebenslast, ein Schrottplatz aus Weltgeschichte, ein Verhau des Kreuz und Quer bildet seine Krone.

Und darunter das Gesicht eines ganz Leisen. Er schreit nicht Anklagen heraus, er glotzt nicht vorwurfsvoll aus zornigen Augen, - er verschließt alles nach innen; In seinem Wesen versöhnt er die Kreuze, befriedet den Kampf, macht aus der Dunkelheit Lichtlinien, Leuchtzeichen.
„Er hat unsere Krankheiten getragen“, wird es am Karfreitag heißen. „Er, der ohne Sünde war, hat sich für uns zur Sünde gemacht“, heißt es im Hebräerbrief.“ P. M. Dufner OSB

Bis zum Karsamstag stehen wir unter dem Blick des dornengekrönten Christus, der vor Pilatus bekannt hatte JA, ICH BIN EIN KÖNIG.

Allerdings ist seine Krone die Dornenkorne aus den Kreuzen jedes persönlichen Menschenschicksals.

Im Jahr 2015 war das Hungertuch während der Fastenzeit in der Kirche St. Benno in Goslar-Jürgenohl aufgehängt.