August 2019
Der apokalyptische Christus von Rudolf Kaufhold
Malerei auf Beton Bad Harzburg, Liebfrauenkirche
Gänzlich raumbestimmend zieht das Bild des Freiburger Künstlers Rudolf Kaufhold den Blick nach vorn zum Altar. In „vielfarbiger Deckfarbenspachteltechnik“ hat der Künstler sein Werk auf die „leicht konkav gewölbte Wandfläche“ aufgetragen. Die Malerei erinnert stilistisch an eine textile Batik. Die schwere Stofflichkeit der akustisch unerlässlichen Wandschale aus Beton wirkt daher wie aufgehoben. Als Lichtgestalt, bleibend gezeichnet von Wundenmalen an Händen und Füßen, bildet der triumphierende Christus den Mittelpunkt der Darstellung. Er thront segnend inmitten einer kreisförmigen Mandorla und hat die Welt zu seinen Füßen. Das Dreieck in einem Kreis sowie ein flügelartiges Gebilde, in dessen zentralstem Teil rote Strukturen an Flammen erinnern, stehen zusammen mit dem zentralen Christusmotiv als Verweis auf den dreifaltigen Gott, dessen Liebe vom Vater zum Sohn im Heiligen Geist auch uns Menschen einbezieht.
Kaufhold hat etliche vergleichbare, allerdings weitaus narrativer und abbildhafter geformte Wandbilder geschaffen. Immer gehen sie vom biblischen Bild des apokalyptischen, wiederkehrenden Christus aus. Das Bad Harzburger Wandbild ist von den mir bekannten seine künstlerisch reifste Darstellung. Durch Reduktion und formale Verschmelzung von Bildelementen gelang Kaufhold in dem Werk eine großartige Einheit und zugleich eine beeindruckende Bildtiefe. Das Bild deutet aus, wie Gottes Herrlichkeit in seinem Sohn zu uns herabgestiegen ist und dass das, was wir als Gottesdienstgemeinde um den Altar feiern, seine Vollendung in der kommenden verklärten Welt finden wird.